Rückblick Body Respect Schweiz

Wir sagen merci & tschüss

Wie ihr im letzten Newsletter bereits erfahren habt, haben wir an der letzten Mitgliederversammlung beschlossen, den Verein Body Respect Schweiz aufgrund fehlender Ressourcen aufzulösen.

Seit unserer Gründung im November 2020 und dem offiziellen Launch im März 2021 ist viel passiert. Heute blicken wir dankbar und auch mit etwas Stolz darauf zurück, was wir gemeinsam erreicht haben. Bevor wir euch auf eine kleine Reise durch unsere Highlights mitnehmen, möchten wir von Herzen „Danke“ sagen.

Danke an all die Menschen, die unsere Arbeit möglich gemacht haben, ob mit Zeit, Herzblut, Worten, Ideen, Spenden und offenen Ohren. Danke an alle Teammitglieder, ob von Anfang an dabei oder nur für eine Weile. Jede einzelne Person hat den Verein mitgestaltet und geprägt. Danke an all jene, die mit ihren Spenden unsere Arbeit unterstützt haben. Danke an Journalist*innen und Medienschaffende, die uns zugehört und unsere Anliegen sichtbar gemacht haben. Und ein ganz herzliches Danke an euch, liebe Body Respect Community: fürs Liken, Kommentieren, Dabeisein, Schreiben, Teilen und Mutmachen. 

Auch wenn es den Verein nun nicht mehr gibt: Der Body Respect Glitzer lebt weiter. In uns, in euch, und überall dort, wo wir uns weiterhin für eine respektvolle, diskriminierungsfreie Welt einsetzen.

– Danke, Body Respect Schweiz Team: Elisa, Simon, Amanda, Sandra und Melanie

Bevor wir nun gemeinsam mit euch auf einige Highlights der letzten Jahre zurückschauen, vorab ein paar wichtige Informationen.

Archivierung

Ganz in der Tradition des Fettaktivismus werden die im Verlauf unserer Vereinsarbeit entstandenen Unterlagen und Dokumente archiviert, und zwar im Gosteli Archiv in Worblaufen. Die Archivierung wird etwas Zeit benötigen, danach sind die Unterlagen öffentlich zugänglich (https://www.gosteli-archiv.ch/de)

Vereinsvermögen

Bei der Auflösung des Vereinskontos richten wir uns nach unseren Vereinsstatuten, die besagen: „Bei einer Auflösung des Vereins fällt das Vereinsvermögen an eine steuerbefreite Organisation in der Schweiz, welche den gleichen oder einen ähnlichen Zweck verfolgt.“

In diesem Sinne geht das zum Zeitpunkt der Auflösung des Vereinskontos verbleibende Vereinsvermögen an die „Arbeitsgruppe Antidiskriminierung“, welche im Rahmen der NGO Plattform human-rights.ch geführt wird. Wir haben uns als Verein aktiv in die Arbeitsgruppe eingebracht und sind überzeugt, dass unsere Gelder in unserem Sinne verwendet werden. Die Abschlussrechnung kann auf Anfrage eingesehen werden und wird zusammen mit den Vereinsunterlagen archiviert. 

Und nun kommen wir zum fun part – dem Rückblick auf unsere Highlights der letzten Jahre.

„Als Verein wurden wir dreimal von Parteien zu Vorträgen und Inputs eingeladen. Mit Sandra zusammen war ich bei der JUSO Basel-Stadt, mit Elisa bei der SP Basel-Landschaft und mit Wanda bei der JUSO Basel-Landschaft. Abgesehen vom spannenden Einblick in die Region Basel habe ich besonders die Zusammenarbeit mit meinen Vereinskolleginnen rund um diese Inputs geschätzt. Besonders begeistert hat mich das Engagement der Teilnehmenden an diesen Vorträgen – das gibt mir Hoffnung für die Zukunft.“ Melanie

Das grösste Highlight war unsere Community, die Begegnungen und der Zuspruch! Deswegen war es uns von Anfang an ein Anliegen, Veranstaltungen für unsere Community zu organisieren. 

Dicker Montagsclub

„Ein ganz besonderes Highlight meiner Mitarbeit bei Body Respect Schweiz war für mich der ‚dicke Montagsclub‘, den ich gemeinsam mit Melanie leiten durfte. Der offene Austausch, das tiefe Gefühl, wirklich verstanden zu werden, und das Teilen unserer Erfahrungen im Alltag als dicke Frauen haben mich berührt, bewegt, und manchmal auch wütend gemacht. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir die persönlichen Begegnungen, bei denen viel gelacht wurde und jede einfach ganz sie selbst sein konnte. Diese Momente voller Echtheit und Verbindung bleiben für mich unvergesslich.“ Elisa

Diätwerbungs-Detox im Januar

„Schon vor meinem Engagement bei Body Respect Schweiz lag mir die jedes Jahr zuverlässig zum Jahresstart laut anrollende Diätwerbungswelle quer im Magen. Darum fand ich es besonders befriedigend, zusammen mit Melanie und Elisa das ‚Anti-Diät-anti-Detox-Januarzoom‘ als Kontrapunkt ins Leben zu rufen. Schnell entwickelte sich unser januärliches zoom-Meeting zur liebgewonnenen Tradition. Ich freute mich jeweils schon Ende November darauf, im Januar wieder mit tollen Menschen aus der Community virtuell Kakao zu trinken, zu ’schnäderen‘, und gemeinsam ein Zeichen gegen die Januar-Diätwelle zu setzen.“ Sandra

Body Respect Day

Der Body Respect Day im März 2022 war für uns ein ganz besonderer Moment: Wir feierten unseren ersten Geburtstag mit einem Online-Programm voller Self-Care, Austausch und Körperrespekt. Gemeinsam mit unseren wunderbaren Gästinnen Anna Rosenwasser und Sara Ablinger tauchten wir in Themen wie Selbstfürsorge, Pleasure und die Stärke von Sensibilität ein – gerade für Menschen mit marginalisierten Körpern. Die Big Body Love-Meditation war für viele von uns ein bewegender Höhepunkt. Am Abend stiessen wir in Pyjamas auf ein intensives erstes Jahr an: 12 Veranstaltungen, über 1600 Follower*innen und fast 20 Medienberichte. Es war ein Tag voller Wärme, Zusammenhalt und dem bestärkenden Gefühl, dass wir nicht alleine sind.

Weitere Community Events, die uns sehr positiv in Erinnerung bleiben, sind unsere beiden Buchclub-Treffen, einmal zu „Happy Fat“ von Sophie Hagen und ein weiteres Mal zu „Die Erschöpfung der Frauen“ von Franziska Schutzbach. Angeregt durch die Lektüre sind immer wieder inspirierende Diskussionen und berührende Momente entstanden, die uns gezeigt haben, wie sehr Gewichtsdiskriminierung in verschiedenste Lebensbereiche, -realitäten und Gesellschaftsschichten hineinreicht – und wie dringend es Körperrespekt braucht.

Community Education

Von Anfang an war es uns auch ein Anliegen, für unsere Community und uns selbst Events zu organisieren, bei denen wir alle etwas lernen und unser Wissen zu Gewichtsdiskriminierung und Körperrespekt vertiefen können. Wir erinnern uns hier an den Vortrag und Q&A mit Stephanie von Liebenstein zum Thema Gewichtsdiskriminierung aus juristischer Perspektive, einen Abend zu Body Trust® und Health at Every Size® mit Aaron Flores aus den USA, unsere „Body Respect Basics für Beginner*innen und alle, die nie auslernen“, sowie unsere Diskussionsrunde zum Fat Studies Glossar:

„Es war mir eine grosse Freude, gemeinsam mit einem Community-Mitglied eine Diskussionsrunde zum „Fat Studies Glossar“ zu gestalten. Der Austausch zu den Texten zu Themen wie Sprache, Scham, Schwabbeln und Visualität im Kontext von Körperrespekt war intensiv, offen und sehr bereichernd. Besonders bewegend war es, die unterschiedlichen Perspektiven auf die Inhalte kennenzulernen und zu sehen, wie sehr sie mit den persönlichen Erfahrungen der Teilnehmenden verbunden waren. Diese Runde hat mich darin bestärkt, mich weiterhin für Körperrespekt und gegen Gewichtsdiskriminierung einzusetzen.“ Elisa

Öffentlichkeitsarbeit

Ein wichtiger Teil unserer Arbeit waren auch Auftritte an Podien und Beantwortung von Medienanfragen im Sinne der Öffentlichkeitsarbeit, welche in unserem Fall immer auch Sensibilisierungsarbeit war.  

„Für Body Respect Schweiz habe ich viele Interviews gegeben und hatte bei Drehs und im Radio oft viel Spass. Ganz besonders in Erinnerung bleibt mir das Interview am Feministischen Streiktag im Radiowagen auf dem Bundesplatz.“ Melanie

Sehr gefreut haben uns auch die vielzähligen Anfragen von Schüler*innen, Studierenden und Doktorierenden im deutschsprachigen In- und Ausland, die sich im Rahmen ihrer Vertiefungs-, Bachelor-, Master- und Dissertationsarbeiten für die Thematik von Gewichtsdiskriminierung und Körperrespekt interessierten. Melanie als langjährige Expertin auf unserem Themengebiet hat sich hier besonders eingebracht und geduldig unterstützt und beraten. 

Social-Media-Kanäle & Auftritt

„Es hat mich mit Stolz und Freude erfüllt, dass ich mich mit Body Respect (Glitzer) in die Gestaltung der Social-Media-Beiträge sowie in das Logo, die Farben und den Gesamtauftritt unseres Vereins einbringen durfte. Jeder Beitrag und jedes Design-Element sollte nicht nur visuell ansprechend sein, sondern auch die Werte unseres Vereins widerspiegeln, die hoffentlich sowohl inspirierend als auch authentisch wahrgenommen wurden. Es war mir eine Ehre und wird immer eine Herzensangelegenheit bleiben.“ Amanda

Herausforderungen

Der Verein Body Respect Schweiz wurde schnell zu einer bekannten Grösse und es häufen sich Anfragen von Medien, für Interviews und Vorträge oder zur Zusammenarbeit in Arbeitsgruppen. Auch die Community-Eventorganisation, Social Media, Newsletter und Website wurden zum Tagesgeschäft. Gleichzeitig mit der grossen Freude über den Anklang, den unsere Arbeit fand, wuchs auch die bittere Erkenntnis, dass wir als ehrenamtlicher, kleiner Verein ressourcentechnisch an unsere Grenzen geraten.

„Von Anfang an durften wir uns über grosses Interesse freuen, sei es von der Community und den Medien. Als kleiner ehrenamtlicher Verein wurde es zunehmend schwieriger, die Vielzahl an Anfragen wahrzunehmen und gleichzeitig den Verein nachhaltig aufzustellen. Rückblickend wäre ein langsames und organisches Wachstum besser gewesen. Für mich persönlich wurde es auch zum Problem, dass sich meine Arbeit als Fachperson und die Vereinsarbeit mischte, da bei vielen Anfragen unklar war, ob der Verein oder ich als Fachexpertin angeschrieben werde. Zudem wurde selbstverständlich davon ausgegangen, dass meine Arbeit als langjährige, ausgebildete Fachexpertin ehrenamtlich und kostenlos ist. Irgendwann war ich nicht mehr bereit, meine Arbeit kostenlos oder für ein symbolisches Taschengeld anzubieten und musste mich klar abgrenzen. Jetzt freue ich mich darauf, herauszufinden, wie ich in Zukunft mein Fachwissen einbringen will. Ehrenamtliche Arbeit liegt mir am Herzen, jedoch möchte ich, dass meine Fachexpertise entsprechend entlohnt wird.“ Melanie

Immer wieder haben wir neben unserem Tagesgeschäft versucht, neue Menschen fürs Team zu gewinnen. Wir sind sehr dankbar für den unglaublich grossen Zuspruch, die Wertschätzung und Dankbarkeit, die uns von der Community entgegengebracht wurde. Trotzdem war es leider sehr schwierig, Personen zu finden, die sich auch längerfristig engagieren, Verantwortung übernehmen und den Verein aktiv mittragen wollten. 

In den vergangenen Monaten haben wir intensiv nach Wegen gesucht, den Verein auch mit knappen personellen Ressourcen weiterzuführen. Uns ist bewusst, dass unsere Arbeit weiterhin dringend gebraucht wird, aktuell vielleicht sogar mehr denn je. Leider konnten wir keine nachhaltige Lösung für den Verein finden. Schweren Herzens haben wir deshalb beschlossen, den Verein aufzulösen.

Erfolge

In den letzten Jahren haben wir viele Menschen erreicht. Body Respect Schweiz war in den Medien präsent und sichtbar. Schweiz am Wochenende, Beobachter, Blick am Sonntag, 20min, WOZ, SRF Dok und viele weitere. Damit erreichten wir in der Deutschschweiz ein Millionenpublikum. Mit Veröffentlichungen im Le Courrier haben wir auch die französische Schweiz erreicht und mit einer Erwähnung im Bestseller „Die Erschöpfung der Frauen“ von Franziska Schutzbach wurde Body Respect Glitzer in die deutschsprachigen Länder verteilt.

Zu unseren Erfolgen zählen wir die Zusammenarbeit mit anderen NGOs, die sich für eine Diskriminierungsfreie Schweiz einsetzen. In diesem Zusammenhang ist für uns auch der Gastbeitrag Gewichtsdiskriminierung: Eine Verletzung der Menschenrechte für Humanrights.ch ein wichtiger Erfolg. Gewichtsdiskriminierung war bis vor wenigen Jahren noch unsichtbar und unbenannt. Wir freuen uns sehr, dass nun Informationen zum Thema Gewichtsdiskriminierung auf einer wichtigen Plattform zum Thema Menschenrechte in der Schweiz verfügbar sind.

Vielen Dank für die Unterstützung und das Interesse!
Body Respect Schweiz Team

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